Fleisch und Wurst. Natürlich und lecker.

Ab 30. Juni 2023 ist erstmal Schluss

Geschäftsaufgabe 30.06.2023

Annemarie und Bernd Goldbecker schließen ihr Fleischerei-Fachgeschäft in Borgholzhausen.
Schuld sind die Flut von Vorschriften und Regularien. Die Nachricht, dass das Fleischerei-Fachgeschäft schließen wird, kam für die Piumer aus dem Nichts. Auch die 25 Angestellten, die allesamt zum Ende des kommenden Monats entlassen wurden, haben das Ende nicht kommen sehen. „Es brodelte schon lange“, erklärt Bernd Goldbecker, dass dieser Schritt keine Spontanentscheidung war. Aber jetzt, wo sie gefallen ist, ist das Ehepaar erleichtert. „Das war die beste Entscheidung seit langen.“ Annemarie und Bernd Goldbecker erklären den Schritt mit einem bekannten Bild. „Das Fass“, sagt die 56-jährige Piumerin, „ist irgendwann voll. Am Ende ist es nur ein Tropfen, der es zum Überlaufen bringt.“ Die unzähligen Tropfen im Fass kommen aus den unterschiedlichsten Richtungen. Da ist das Finanzamt, das plötzlich neue Kassensysteme fordert, weil die erst fünf Jahre alten Kassen nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen. „15.000 Euro kostet das“, so Bernd Goldbecker.

Das sind die explodierten Strompreise im vergangenen Jahr. „Wir haben 80.000 Euro mehr bezahlt als sonst.“ Da ist die Stadt Borgholzhausen, die plötzlich fordert, dass für je vier Parkplätze ein Baum gepflanzt werden muss. „Das wären zehn Bäume, die wir auf unserem Parkplatz unterbringen müssten“, so Goldbecker. Und da sind unzählige andere Behörden, die nichts anderes zu tun haben, als zu kontrollieren, ob der Betrieb ihre sich fortwährend ändernden Regeln umsetzt. Ist der Putzplan geschrieben? Haben die Mitarbeiter im Laden einen Erste-Hilfe-Kurs, eine Truppführerausbildung und eine Schulung in Sachen Brandschutz gemacht? Sind die Temperaturen in der Kühlung fortlaufend dokumentiert? Heißt das Zigeunerschnitzel etwa immer noch Zigeunerschnitzel?

Stundenlang reihen die Goldbeckers Beispiel an Beispiel, wie kleineren betrieben wie ihrem das Leben schwer gemacht wird. „Wir könnten zwei Vollzeitkräfte nur für die Buchführung einstellen“, sagt Bernd Goldbecker. Das sei einfach nicht mehr zu leisten. So ein Theater habe es früher nicht gegeben.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, ließ Sohn Adrian in das Fass fallen. Er studiert Wirtschaftsrecht und macht gerade seinen Bachelor. Am 1. August wollte er seine Fleischerlehre beginnen um den Betrieb später übernehmen zu können. In einem Seminar, das Vorträge von Finanzbeamten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern bestand, bekam der 26-Jährige einen Einblick in die Gesetzgebung. „Er sagte uns, dass wir die geltenden Regeln niemals umsetzen können“, berichtet Bernd Goldbecker.

Nach Ansicht des Piumer Ehepaares geht es aber nicht nur ihnen so. „Alle haben damit zu kämpfen“, sagt Bernd Goldbecker. „Ich kann jedem nur raten, sich nicht selbstständig zu machen und schon gar nicht, Leute einzustellen.“ Die Flut an Vorschriften und Gesetzen sei einfach nicht beherrschbare. Goldbecker zeichnet eine düstere Zukunft für kleine Unternehmen, Handwerksbetriebe und Einzelhändler. „Der Einzelhandel ist tot“, sagt er.Die Goldbeckers behalten lediglich ihre Landwirtschaft. „Die Schweine kommen weg, die Rinder behalten wir“, sagt Bernd Goldbecker.

Sie werden in der heimischen Schlachterei nach wie vor geschlachtet und zerlegt und dann weiterverkauft. Was mit dem Laden in Pium wird, wissen die Goldbeckers noch nicht. „Wir sind unglaublich müde“, sagt Annemarie Goldbecker. Die Familie bräuchte nun erst einmal eine Pause und dann werde entschieden, wie es weiter geht.

Die Goldbecker möchten aber nicht gehen, ohne sich ausdrücklich bei ihren Kunden und Lieferanten zu bedanken. „Das sind die einzigen, die nichts dafür können.“

"Haller Kreisblatt vom 22.05.2023, Autorin/Fotografin: Anke Schneider
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